der tod bei der arbeit
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Ich habe mich heute mit einem Freund in Lissabon unterhalten, ohne Telefon, ich musste nur dasitzen und reden. Via iChat. Sitze zurückgelehnt im Sessel, der Rechner hat ein Mikro, und ab in den Süden, fröhlich tönt er von dort zurück. Und: Kost nix.
Freund K. sagte zurecht: das ist wie damals zum ersten mal Zugfahren.
Ja, wo leben wir denn?

Man dreht sich und müht sich, um Anerkennung zu erlangen. Anerkennung in den Welten, die einem wichtig sind, für die Arbeiten oder Fähigkeiten, die einem wichtig sind.

Heute Anerkekennung erhalten, unerwartet, betörend,für eine Kleinigkeit, von E., mit der ich eine Bauklotzstraße baute. Ich setzte auf zwei Spitzdächer oben noch eines drauf, das fand sie irre und umarmte mich. So schön, so süß, was ist dagegen der Erfolg des Profis?

Das ist mehr als traurig. Traurig für den Mann, der mit erst 45 Jahren "an den Folgen einer schweren krankheit" starb. Tarurig für alle, die seine Kunst und seinen Witz liebten - "So ein Mist!" sagte S. spontan, als ich es ihm erzählte. Er hat recht. Solche wachsen nicht genug nach.

Wie wunderbar, etwas Schönes zu erleben. Ein Jazz-Konzert, Herbie Hancock am Piano. Entspannte Stimmung, wirklich gute Atmosphäre im Saal. Warum sind diese Menschen hier? Weil sie Jazzliebhaber sind. Jeder einzelne kann ein Doofmann sein, ein Snob und Kretin, aber im Schnitt scheint das ein netter Haufen zu sein, der eine gute Atmosphäre verbreitet. Tage davor war ich auf einer Veranstaltung, da waren die Leute da, weil sie wichtige Wirtschaftsmenschen sind, mittelständische Chefs der Provinz, Manager. Jeder einzelne kann ein lieber Kerl sein, interessiert und kultiviert, zusammen füllen sie den Saal mit Überheblichkeit, Borniertheit und Desinteresse. Da kann die angeheuerte Jazzsängerin ihr Bestes geben (was sie, glaube ich, nicht tat), es würde doch nur als gelungen Dienstleistung wahrgenommen ("War sicher nicht billig.") Ich lebe von diesen Menschen, und wenn man sie kennenlernt, sind sie nett und freundlich, aber ich bin trotz eines ansehnlichen Buffets recht bald gegangen.
Zuviel arschgesunde Marktwirtschaft schlägt mir auf die Stimmung.

Und wie sieht es nachher aus? Tatsächlich: Kitano lässt sich selbst beim Alten, nur, dass er nun in der Rolle des schweigsamen, blinden Rächers zum ersten Mal einen Superhelden, dessen Ubesiegbarkeit die Popgeschichte garantiert, gibt. Daher am Ende auch kein Tod, sondern nur ein Augenzwinkern. Mit den offenen Augen eines Blinden. Der Film sieht aus wie einer aus den Siebzigern, kein Scope, blasse Farben, die Charaktere, wie das Genre es will: Der Schurke, der Clown, die gefährdete Schönheit, der dunkle Held...
Und doch öffnet Kitano in diesem Auftragswerk immer wieder Fenster, die uns aus dem Genre rausblicken lassen: Der Clown, der die Schwertkämpfer bewundert, will drei anderen Deppen Schwertkampfunterricht geben, und weil er Schläge bezieht, fängt er an, ihnen vorzuschreiben, wie sie schlagen sollen - und so sehen wir, wie eine Kampfszene choreografiert wird, und wie sie sich wieder in Clownerie auflöst. Das ist schön, und schön ist auch die Stepszene am Ende des Films, die wieder nach Amerika weist, zeigt, wie nah die übermenschlichen Kampfszenen und ein Broadway-Musical beieinander liegen: Make them laugh!

Der Mann weiß, was er tut, und er schafft es, die europäischen Jurys und seine japanischen Fans, die ihn als fernsehkomiker lieben, gleichermaßen zu beschenken.

Und hätte nicht D., der alte Nörgler, die ganze Zeit rumgenölt, das Ganze käme an Kurusawa eh nicht ran und begriffen, dass es darum nicht geht, wie schön wäre der Abend gewesen.

 

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